Trauerverse 8

700

Was ein Mensch an Gutem in die Welt hinausgibt,
geht nicht verloren.

Albert Schweitzer

701

Wenn Engel einsam sind in ihren Kreisen,
dann gehen sie von Zeit zu Zeit auf Reisen.
Sie suchen auf der ganzen Welt nach ihresgleichen,
nach Engeln,
die in Menschengestalt durchs Leben streichen. Sie nehmen diese mit zu sich nach Haus –
für uns sieht dies Verschwinden dann wie Sterben aus.

702

Vertraut auf eure Erinnerungen
sie bleiben unvergesslich.
Vertraut auf eure Liebe – sie gibt euch Kraft und Zuversicht.
Vertraut auf die Zeit –
sie lindert den Schmerz und lässt die Freude wiederkommen.

703

Das Leben ändert
sich mit dem,
der neben einem steht, aber auch mit dem,
der neben einem fehlt.

704

Die Schönheit der Dinge liegt in der Seele dessen, der sie betrachtet.

David Hume

705

Immer, wenn wir
von dir erzählen,
fallen Sonnenstrahlen in unsere Seelen.
Unsere Herzen halten dich gefangen,
so als wärst du nie gegangen.
Was bleibt, sind Liebe und Erinnerung.

706

Es wird Stille sein
und Leere.
Es wird Trauer sein und Schmerz.
Es wird dankbare Erinnerung sein, die wie ein heller Stern die Nacht erleuchtet, bis weit hinein in den Morgen.

707

Aus dem Dunkel
wird Licht, aus der Hoffnung wird Trost, aus Erinnerung ein Bild, aus der Liebe ein Band, warum fürchten wir uns?

708

Wir Menschen sind Engel mit nur einem Flügel,
um fliegen zu können, müssen wir uns umarmen.

709

Als Bauer hab ich oft das Feld bestellt,
habe Bäume gepflanzt und auch gefällt.
Habe das Vieh liebevoll betreut und mich an
der Arbeit und Natur erfreut.
Ich danke für die schönen Gaben und mach in Gottes Namen Feierabend.

710

Traurig ist’s wenn Menschen gehen in das unbekannte Land.
Nie mehr können wir sie sehen oder spüren eine Hand.
Doch sie sind vorausgegangen,
halten uns die Tore auf, werden einstens uns umfangen, wenn zu End‘ der Lebenslauf.

Lisi Güthoff

711

Die Wasser fließen
immer bergab.
Zeit ist ein Fluss ohne Wiederkehr.
Nichts wird je wieder, wie es einmal war.
Wir können den Fluss des Lebens nicht festhalten. Er will im Fließen bleiben und uns in Bewegung halten.
Auch unsere Tränen sind ein Teil dieses lebendigen Stroms; sie fließen nicht vergeblich.
Wie der Seher Johannes es geschaut hat, wird Gott am Ende der Zeit alle Tränen von unseren Augen abwischen,
und er wird uns zu trinken geben aus dem Strom des lebendigen Wassers, das all unseren Durst nach Leben stillt.

Ruth Rau

712

Die Blätter fallen,
fallen wie von weit, als
Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: er ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

 

713

Ich gehe zu denen,
die mich liebten
und warte auf die,
die mich lieben!

714

Mein Leben habe
ich gelebt,
bin jetzt müde geworden und habe ganz still meine Zeit beendet,
denn meinen Frieden habe ich gefunden, ich konnte einfach gehen.

Christa Spilling-Nöker

715

Und am Himmel die Wolken weiterziehen.
Ich weiß, es ist alles ein Traum von mir.
Doch er war schön, der Weg mit dir.

A. Greuter

716

Als Gott sah,
dass der Weg zu lang, der Hügel zu steil
und das Atmen zu schwer wurde,
legte er den Arm um sie und sprach: Komm heim.

717

Niemand kennt den Tod, es weiß auch keiner,
ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist.
Dennoch wird er gefürchtet,
als wäre es gewiss,
dass er das schlimmste aller Übel sei.

Sokrates

718

Hast geplagt dich,
lieber Vater,
sorgtest dich um unser Glück.
Bist jetzt müde,
gehst zum Vater,
lässt uns hier allein zurück.
Habe Dank,
geliebter Vater, schließ die müden
Augen zu,
ruhe aus die lieben Hände
falte sie zur ewigen Ruh.

719

Was man tief in seinem Herzen besitzt,
kann man nicht durch den Tod verlieren.

Joh. Wolfgang v. Goethe

720

Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren von Liebe,
die wir hinterlassen,
wenn wir weggehen.

Albert Schweitzer

721

Trennung ist unser Los, Wiedersehen ist unsere Hoffnung.
So bitter der Tod ist, die Liebe vermag er nicht zu scheiden.
Aus dem Leben ist er zwar geschieden, aber nicht aus unserem Leben;
denn wie vermöchten wir ihn tot zu wähnen, der so lebendig unserem Herzen innewohnt!

Augustinus

722

Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung.
Aber Dankbarkeit
verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.

Dietrich Bonhoeffer

723

Wie wenn das Leben wäre nichts anderes,
als das Verbrennen eines Lichts!
Verloren geht kein einzig Teilchen, jedoch wir selber gehen ins Nichts!
Denn was wir Leib und Seele nennen, so fest in Eins gestaltet kaum,
es löst sich auf in tausend Teilchen und wimmelt durch den öden Raum. Es waltet stets
dasselbe Leben.
Natur geht ihren ewigen Lauf; in tausend neu erschaffnen Wesen stehen diese tausend Teilchen auf.

Theodor Storm

724

Ich gehe langsam aus der Welt heraus. In eine Landschaft jenseits aller Ferne, und was ich war und bin und was ich bleibe geht mit mir ohne Ungeduld und Eile in ein bisher noch nicht betretenes Land.
Ich gehe langsam aus der Zeit heraus In eine Zukunft jenseits aller Sterne, und was ich war und bin und immer bleiben werde geht mit mir ohne Ungeduld und Eile als wäre ich nie gewesen oder kaum.

Hans Sahl

725

Die Erinnerung ist das einzige Paradies,
aus dem wir nicht vertrieben werden können.

Jean-Paul

726

Wir sind vom
gleichen Stoff,
aus dem die Träume sind und unser kurzes Leben ist eingebettet in einen langen Schlaf.

William Shakespeare

727

Wenn wir unseren Körper verlassen, frei von Schmerzen und allem, was uns quälte – dann können wir, leicht wie ein Schmetterling, heimkehren zu Gott.

728

Und immer sind da Spuren deines Lebens, Gedanken, Bilder und Augenblicke.
Sie werden uns an
dich erinnern,
uns glücklich und traurig machen und dich nie vergessen lassen.

729

Es war, als hätte der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst!
Die Luft ging durch Felder, die Ähren wogten sacht,
es rauschten leis die Wälder, so sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus,
flog durch die
stillen Lande, als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

730

Keiner wird gefragt wann es ihm recht ist Abschied zu nehmen von Menschen, Gewohnheiten, sich selbst irgendwann, plötzlich heißt es damit umzugehen, ihn auszuhalten diesen Abschied, diesen Schmerz des Sterbens dieses Zusammenbrechen um neu aufzubrechen.

Margot Bickel

731

Der Tod hat keine Bedeutung – ich bin nur nach nebenan gegangen. Ich bleibe, wer ich bin, und auch Ihr bleibt dieselben.
Was wir einander bedeuteten, bleibt bestehen. Nennt mich bei meinem vertrauten Namen. Sprecht in der gewohnten Weise mit mir und ändert euren Tonfall nicht! Hüllt euch nicht in Mäntel aus Schweigen und Kummer. Lacht wie immer über die kleinen Scherze, die wir teilten. Wenn Ihr von mir sprecht, so tut es ohne Reue und ohne jegliche Traurigkeit. Leben bedeutet immer nur Leben – es bleibt so bestehen, immer – ohne Unterbrechung. Ihr seht mich nicht, aber in Gedanken bin ich bei euch. Ich warte eine Zeit lang auf Euch – irgendwo, ganz in der Nähe – nur ein paar Straßen weiter.

Henry Scott-Holland

732

Ich möchte noch einmal mit dir zusammen sein. Mit dir, mein Lieber, ganz allein. Ich möchte noch einmal deine Nähe spüren und sachte deine Hände berühren.
Ich möchte mit dir durch die Wälder streifen.
Wenn in den Baumwipfeln die Vögel pfeifen.
Wenn am Wegrand die Blumen blühen und am Himmel die Wolken weiterziehen.
Ich weiß, es ist alles ein Traum von mir.
Doch er war schön, der Weg mit dir.

733

Du warst mein Nord, mein Süd, mein Ost
und West.
Meine Arbeitswoche und meine Sonntagsruhe.
Mein Tag, meine Nacht, mein Gespräch, mein Lied.
Ich glaubte, diese Liebe wäre für die Ewigkeit – ich habe mich geirrt.
Alles auf dieser Erde ist nur geliehen.

734

Wenn ihr an mich denkt, seid nicht traurig,
sondern habt den Mut,
von mir zu erzählen und zu lachen.
Lasst mir einen Platz zwischen euch, so wie ich ihn im Leben hatte.

Antoine de Saint-Exupéry

735

Unerwartet und sehr leise hast du dich auf den Weg gemacht.
Wir wünschen dir eine gute Reise und Gottes Licht in dunkler Nacht.

736

Wenn ihr mich sucht,
dann sucht mich in euren Herzen.

737

Seien wir dankbar für den gemeinsamen Weg,
den wir miteinander gehen durften.

738

Ich habe dort eine Bleibe gefunden und werde für immer bei euch sein.

739

Wir alle fallen.
Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andere an:
es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rilke

740

Der wichtigste Geburtstag ist natürlich der erste.
Der zweitwichtigste ist der Sterbetag.

E. Schöffl

741

Der Tod ist nie endgültig. Es gibt immer die Erinnerung an ein großzügiges Herz,
an offene Hände,
an wache Augen,
an das gemeinsame Leben.

Paul Éluard

742

FÜR JÄGER

Ich liebte das Wild
und ich liebte
den Wald, ich liebte das Leben in jeder Gestalt. Die atmende Schöpfung im Kommen und Gehen, die Wesen und Pflanzen, ich durfte sie sehen.
Ich war aber selbst nur vom Ganzen ein Stück, jetzt geb ich mein Leben dem Schöpfer zurück.

 

743

Weidwerk ist Segen, Andacht, Gebet, Lobpreis der Schöpfung,
wenn man`s versteht;
Weidwerk ist Feuer, heftig umraucht,
nicht Wille Gottes,
wenn man`s missbraucht!

Weidmann`s Ruh!

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